Das Seebad Prora ist ein zwischen 1935 und 1939 geplantes und zum Teil auch errichtetes Seebad auf Rügen, das als Ortsteil zu Binz gehört.
Nach seiner Fertigstellung sollten hier durch die Organisation Kraft durch Freude (KdF) 20.000 Menschen gleichzeitig Urlaub machen können. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die Bauarbeiten jedoch eingestellt. Heute ist der Koloss von Prora der Kern des Komplexes: acht auf einer Länge von etwa 4,5 Kilometern entlang der Küste aneinandergereihte baugleiche Häuserblocks, die ursprünglich Gästehäuser werden sollten. Ungenutzte Teile des denkmalgeschützten Komplexes verfallen zusehends. In einem der Blöcke befindet sich eine Jugendherberge.
Der Koloss von Prora liegt auf der Ostseeinsel Rügen zwischen den Orten Sassnitz und Binz an der Prorer Wiek, einer weitläufigen Meeresbucht, auf der so genannten Schmalen Heide (mit der Prora, einer bewaldeten Hügelkette), die den Kleinen Jasmunder Bodden vom Prorer Wiek der Ostsee trennt. Der Bau des Seebades führte in der direkten Umgebung zur Entstehung des Binzer Ortsteils Prora. Der Gebäuderiegel erstreckt sich über eine Länge von etwa fünf Kilometern in einem Abstand von circa 150 Metern zum Strand. Die Küste der Schmalen Heide bietet einen langen flachen Sandstrand, der von Binz bis zum neuen Fährhafen Sassnitz im Ortsteil Neu Mukran reicht und ideal für die Errichtung eines Seebades war. Der Bereich zwischen Gebäuden und Küste ist heute mit Kiefern und niedrigem Gebüsch bewachsen.
Nach der Deutschen Wiedervereinigung 1990 übernahm die Bundeswehr den Komplex, stellte die Nutzung Ende 1992 ein und verließ Prora.
Seit Anfang 1993 ist die Anlage öffentlich zugänglich. Da die unter Denkmalschutz stehenden Bauten zunächst nicht durch die Bundesvermögensverwaltung verkauft werden konnten, wurden an weiten Teilen der Anlage nur die unbedingt erforderlichen Sicherungsmaßnahmen durchgeführt. Ansonsten wurden die leerstehenden Bauten dem Verfall und Vandalismus preisgegeben.
Eine Ausnahme hiervon bildete zunächst nur der Block 3, Prora Mitte, der von 1995 bis 2005 die Museumsmeile Prora mit einem KdF-Museum (Museum Prora), Museum der NVA, Rügen-Museum und diversen Sonderausstellungen, die Bildergalerie Rügenfreunde und ein Wiener Kaffeehaus beherbergte. Ein von Prof. Joachim Wernicke betriebenes „Museum zum Anfassen“ ist 2004 geschlossen worden wie ein dort ebenfalls ansässiges Boxsportmuseum.
Zwischen 1993 und 1999 befand sich hier die größte Jugendherberge Europas, ab 2002 das One World Camp Youth Hostel mit günstigen Übernachtungsmöglichkeiten, dessen Mietvertrag im Hinblick auf mögliche Verkäufe aber nicht verlängert wurde. Vom 22. bis 24. August 2003 fand dort unter dem Motto „Wer, wenn nicht wir! Wo, wenn nicht hier!“ ein vom Land Mecklenburg-Vorpommern organisiertes und finanziertes Wochenend-Sommerfest (Prora03) mit rund 15.000 internationalen Teilnehmern statt. 2006 fand vom 30. Juni bis zum 2. Juli eine Neuauflage dieser Veranstaltung unter dem Titel Prora06 statt.
Neben dem ehemaligen Theater betreibt die Stiftung Neue Kultur seit dem Jahr 2000 das Dokumentationszentrum Prora, das eine Dauerausstellung beherbergt und Wechselausstellungen anbietet.
In der südlichen Festplatzrandbebauung befindet sich seit 2000 das Dokumentationszentrum Prora. Hier wird neben Sonderausstellungen unter anderem die Dauerausstellung „MACHTUrlaub – Das KdF-Seebad Rügen und die deutsche Volksgemeinschaft“ gezeigt, in der die Bau- und Nutzungsgeschichte der Anlage dokumentiert wird. Thematisiert werden dabei sowohl die Hintergründe des Projekts als auch seine Vereinnahmung durch die nationalsozialistische Propaganda. Außerdem organisiert das Dokumentationszentrum Prora seit 2001 jährlich eine Begegnungswoche von ehemaligen (vorwiegend polnischen) Zwangsarbeitern mit Schülerinnen und Schülern aus Mecklenburg-Vorpommern und ist in der Bildungsarbeit aktiv. Zum wissenschaftlichen Beirat des Dokumentationszentrums gehört unter anderem der Historiker Wolfgang Benz.
Seit 2004 gelang es zunehmend, die anderen Blöcke der Anlage einzeln zu veräußern, wobei ein Abschluss der Entwicklungen hin zu einer definitiven Nutzung für die gesamte Anlage noch nicht erreicht scheint:
Am 23. September 2004 wurde Block 6 für 625.000 Euro an einen unbekannten Ersteigerer veräußert. Block 3, die ehemalige Museumsmeile, wurde am 23. Februar 2005 an die Inselbogen GmbH verkauft, die in der Folgezeit den Betreibern der dort ansässigen Museen kündigte und eine Nutzung als Hotel- und Kulturbetrieb ankündigte. Im Oktober 2006 wurden die Blöcke 1 und 2 an die Prora Projektentwicklungs GmbH in Binz veräußert. Diese hatte Block 1 schon im Vorfeld an den österreichischen Investor Johann Christian Haas verkauft, der die finanziellen Mittel bereitstellte. Der Bebauungsplan wurde gemeinsam entwickelt. Die Pläne der neuen Eigentümer sahen in den beiden Blöcken südlich der jetzigen Museumsmeile vor allem Wohnungen vor. Für das Erdgeschoss war eine Mischung aus Kultur, Kunst, Gastronomie, Kleingewerbe und Einkaufsmöglichkeiten geplant. Nach Abschluss der Planungen und Erreichung der Planungssicherheit verkaufte Haas - Investor und Immobilienhändler - Block 1 erneut. Bei einer Auktion am 31. März 2012 wurde die Immobilie von einem Berliner Investor für 2,75 Millionen Euro erworben.
Im November 2006 hat die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben mit dem Landkreis Rügen einen Kaufvertrag über Block 5 abgeschlossen. Der Landkreis Rügen beabsichtigte in Block 5 mit finanzieller Unterstützung von Bund, dem Land Mecklenburg-Vorpommern und der EU die Errichtung einer Jugendherberge mit ca. 400 Betten für das DJH. Ein internationaler Jugendzeltplatz mit 250 Plätzen ist seit September 2007 geöffnet.
Seit 2007 befindet sich das PRORA-ZENTRUM Bildung-Dokumentation-Forschung in einem provisorischen Workshop- und Ausstellungsraum im Block 5 beim Jugendzeltplatz. Der gemeinnützige Verein betreibt seit 2001 historisch-politische Bildungsarbeit in Prora, zeigt Ausstellungen und veranstaltet Rundgänge durch das historische Gelände. Bei der Bildungsarbeit kooperiert er unter anderem mit den Schulen der Region und den Einrichtungen des DJH-MV und behandelt Themen der NS- und DDR-Geschichte, insbesondere der Bausoldaten in Prora. Am 22. Juni 2010 trat das Kuratorium der Landeszentrale für politische Bildung MV im Rahmen eines Interessenbekundungsverfahrens zusammen und beschloss, dass das PRORA-ZENTRUM auf Grund seiner Bewerbung die Trägerschaft der geplanten Bildungs- und Begegnungsstätte im Block 5 bei der im Bau befindlichen Jugendherberge Prora übernehmen soll.
Im Jahr 2008 gründete sich um den Berliner Historiker und Buchautor Dr. Stefan Wolter der Verein Denk-MAL-Prora e. V. Der gemeinnützige Verein aus Zeitzeugen (ehemalige Bausoldaten und Grundwehrdienstleistende), Wissenschaftlern und Sympathisanten kämpft um die Transparenz der realen geschichtlichen Rolle Proras, setzt sich für den Erhalt baulicher Strukturen aus der DDR-Zeit ein und hält für die geplante Jugendherberge in Block V Bildungsangebote bereit. Der Verein sammelt Zeitzeugenberichte aus allen Einheiten der Kasernenanlage, deren vielschichtige Rolle in der DDR weithin aus dem Blickfeld geraten ist.
2007 beabsichtigte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, den verbliebenen Gebäudekomplex 4 sowie den Bereich des Zentrums von Prora auf den Markt zu bringen. Angesichts der positiven Entwicklung, die sich in den verkauften Bereichen abzeichnete, war die zuständige Hauptstelle Rostock optimistisch, auch für diesen Abschnitt einen Käufer mit einem wirtschaftlich tragfähigen Konzept zu finden. Am 15. März 2008 eröffnete auf dem 3,7 Hektar großen Küstenwald-Areal des Komplexes ein Hochseilgarten. Insgesamt wurden 460.000 Euro in den Bau der neuen Sportanlage investiert.
Im September 2010 wurden Planungen bekannt gegeben, nach denen eine deutsch-österreichische Investorengruppe ab 2011 die Blöcke I und II sanieren will. Vorgesehen ist der Bau von 400 teils altersgerechten Wohnungen, eines Hotels mit 300 Betten samt Tennishalle und Schwimmbad sowie eines kleinen Einkaufszentrums.
Im nördlichsten Teil des Komplexes (Block V) wurde in fünf aneinandergrenzenden Gebäudeteilen im Juli 2011 die schon lange geplante große Jugendherberge mit 402 Betten in 96 Zimmern eröffnet und im November 2011 wurde der letzte von fünf Blöcken durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben an einen privaten deutschen Investor verkauft.
Es gibz zur Zeit 2 Bauprojekte:
- Binzprora soll zu einem Wohn- und Ferienparadies auch für Familien werden.
- “Neues-Prora” : großzügige Komfortwohnungen sollen für ein zeitgemäßes und anspruchsvolles Wohnerlebnis am Meer sorgen